Gestaltprinzip

Gestaltprinzipien sind Regeln, nach denen Wahrnehmungen auf einer grundlegenden Ebene interpretiert werden.

Beispiel 1: Objekte, die in der Nähe zueinander stehen, werden von den meisten Betrachtern als zusammengehörig wahrgenommen.

Beispiel 2: Eine Sequenz aus Einzelbildern z.B. in einem Film erscheint als kontinuierlicher Ablauf.

Gestaltprinzipien wurden durch die sog. Gestaltpsychologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundertes bekannt. Es existiert keine Systematik mit Anspruch auf Vollständigkeit. Gestaltprinzipien haben den Status von Hypothesen. In der Design-Literatur werden oft eigene Kreationen vorgestellt.

Der Grundgedanke der Gestaltpsychologie ist nicht auf visuelle Wahrnehmungen beschränkt. Ähnliche Phänomene lassen sich auch im Bereich der auditiven Wahrnehmungen feststellen.

Beispiele für visuelle Gestaltprinzipien sind (in freier Anlehnung an Wertheimer):

1. Gestaltprinzip der räumlichen Nähe: Die Kreise liegen dicht nebeneinander. Die Kreispaare scheinen jeweils zusammenzugehören.

2. Gestaltprinzip der Ähnlichkeit: Objekte mit gleicher Gestaltung scheinen zusammenzugehören.

3. Gestaltprinzip der Guten Gestalt: Objekte werden als Repräsentaten idealtypischer Muster wahrgenommen. Im Beispiel sieht man einen Kreis. Allerdings handelt es sich um eine Ellipse.

4. Gestaltprinzip des Gemeinsamen Bereichs: Objekte, die von einem Rahmen umgeben sind, scheinen zusammenzugehören.

5. Gestaltprinzip des Guten Fortsetzung: Stetige Kurven, die sich überkreuzen, werden als getrennt voneinenander wahrgenommen.

Gestaltprinzip der Geschlossenheit: Geschlossene Formen werden als Einheiten wahrgenommen. Im Beispiel scheint ein großes Rechteck im Vordergrund und ein kleines im Hintergrund dargestellt zu sein. Eigentlich könnte es sich auch um 3 Rechtecke handeln.

Gestaltprinzip der Verbundenheit: Objekte, die miteinander verbunden sind, erscheinen als zusammengehörig.

Quelle: Zeichnungen in freier Anlehnung an WERTHEIMER

Verwendete Literatur:

Rikowski, S. (2015): Die Entwicklung computerbasierter Lehrmodelle zur Vermittlung technischer Bildungsinhalte. Göttingen: Cuvillier.

Wertheimer, Max (1923): „Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt“. In: Psychologische Forschung. Zeitschrift für Psychologie und ihre Grenzwis-senschaften. Bd. 4. Koffka, K. [u.a.]. Berlin: Springer. S. 301-350